Lob der Langsamkeit

Gerade läuft es nicht so bei mir.

 

Ich war super im Training und hochmotiviert. Dann bin ich eine Treppe hochgerannt, weil ich eine S-Bahn erwischen wollte - ein fieses Ziehen im Oberschenkel - das war's mit dem Halbmarathon, habe ich sofort gedacht.

 

Natürlich bin ich am Mittag trotzdem ein paar Kilometer gelaufen, denn ich hatte es mir ja vorgenommen...und am Tag davor noch stolz verkündet, dass ich jetzt jeden Tag eine Stunde laufen werde. 

 

Es tat weh und mit jedem Schritt mehr weh, ich kam nicht vorwärts und am Ende des Tages humpelte ich deutlich sichtbar.

 

Zwei Tage Zwangspause am Wochenende. Wenig Bewegung, kühlen, ruhen. Ich war zunächst sehr unzufrieden. Doch dann habe ich mich auf die langsame Gangart eingelassen. Nur das Nötigste gemacht. Runtergefahren das ganze Programm. Ich muss einkaufen, ich muss aufräumen, ich muss putzen, ich muss kochen, ich muss laufen, ich muss abends ausgehen, ich muss, muss, muss.

 

Ne, musste ich nicht. Weil ich ja auch nicht konnte! Es hat gut getan, alles ganz langsam zu machen. Kein Großeinkauf, nur das Allernötigste vom Supermarkt an der Ecke. Zum Putzen war es eh viel zu schön draußen, also habe ich auf dem Balkon gesessen und ein Buch gelesen. Abends mit dem Fahrrad in den nahegelegenen Park. Alles ganz gemütlich.

 

Ich habe gemerkt: loslassen kann ich nicht nur, wenn ich mich auspowere. Es geht auch, wenn ich bewusst alles ganz langsam mache! Und mich darauf einlasse.

 

Das Geheimnis liegt denke ich darin, die Situation zu akzeptieren.

Oft klebe ich zu sehr an einem einmal gefassten Plan.

So habe ich es mir vorgenommen und so soll es jetzt auch laufen!

Es ist aber wichtig, flexibel zu bleiben.

Veränderungen zu akzeptieren.

Und dann kann man sie sogar genießen!

 

Ich bin heute, an diesem wunderbaren Herbsttag, den ganzen Weg von der Redaktion nach Hause zu Fuß gegangen. Sehr langsam. 

 

 

Die Langsamkeit ist das Geheimnis des Glücks.

(Eric-Emmanuel Schmitt)